Einige Sorten aus dieser Gruppe sind häufig und beliebt in Kultur, handelt es sich ja auch um ausgesprochen robuste und dankbare Pflanzen!
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Delosperma 'Gold Nugget' |
Allen Sorten gemein ist, das sie Feuchtigkeit im Sommer schätzten und gegen extreme Hitze und Trockenheit empfindlich reagieren.
So habe ich einige Pflanzen an zu trockenen Standorten in vergangenen Extremsommern schon verloren. Es handelt sich eben um Hochgebirgspflanzen, die nicht unbedingt die Hitze des Tieflandes gewohnt sind und gleichmäßige Feuchtigkeit bei guter Drainage lieben.
Dies sind keine Wüstenpflanzen!
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Vertrocknete Pflanze von Delosperma 'Gold Nugget' im Sommer 2014 auf Sandboden. |
Die Artzugehörigkeit aller hier angeführten Formen ist seit jeher mehr als strittig!
Es herrscht keine Einigkeit, was
Delosperma congestum eigentlich darstellen soll. Ich berufe mich auf
diese Beschreibung in Deutsch bzw.
in Englisch von Gerhard F. Wagner.
Laut jenen Informationen, handelt es sich dabei um eine Art mit weißen Blüten, welche
zitronengelb verblühen. ('White Nugget' scheidet damit schon mal aus, aber dazu weiter unten.)
Eine derartige Pflanze, bei der sich die Blütenfarbe so verändert, ist mir bisher unbekannt.
Große Verwirrung herrscht auch mit der Art
Delosperma basuticum, da die verschiedenen Sorten mal als
Del. congestum, mal als
Del. basuticum bezeichnet werden, welche aber in der Erstbeschreibung angeblich (Ich konnte es nie nachprüfen!) als rosa blühend beschrieben wurde.
Harte Kritik an der Namensgebung der hier angesprochenen Sorten und der Praxis der Patent-Vergabe bzw. Namensgebung in den USA, übt Peter VOIGT im Avonia - News Journal der Fachgesellschaft andere Sukkulenten (FGaS) vom
August 2011.
Unbekannt ist mir, ob es schon (Vor Patentvergabe?) genetische Untersuchungen gegeben hat, welche die Einordnung zu Delosperma rechtfertigen, oder ein anderer Schlüssel angewandt wurde.
Intensivere Recherchen in diese Richtung habe ich bisher nicht angestrengt, da sie zeitintensiv, wenig erfolgversprechend und eigentlich von geringem Nutzten für mich sind.
Außer Frage steht für mich, das die Vergabe von Patenten in den USA anders gehandhabt wird als in Europa. Vermutlich haben wirtschaftliche Überlegungen und Lobbying stärkeren Einfluss als wir Europäer es uns vielleicht wünschen würden.
Sehr irritierend fand ich jedenfalls erst kürzlich die neuerliche Registrierung einer Mittagsblume (
Delosperma ‘PWWG02S’)
unter dem Handelsnamen RED MOUNTAIN®, welcher bereits 2007 für
Delosperma dyeri 'Psdold' verwendet wurde. Anstatt sie, wie sonst für Delosperma üblich "ice plant" zu nennen wird sie nun umgangssprachlich als "flame ice plant" bezeichnet.
Ich hätte von "Plant Select" etwas mehr Kreativität erwartet!
Ob das oben angesprochene Klassifizierungssystem des englische Botanikers N.E. BROWN (Kew) der Weisheit letzter Schluss ist, kann natürlich auch angezweifelt werden. Tatsache ist jedenfalls, das die Gattung
Delosperma grundsätzlich einen fünfteiligen Fruchtknoten (Ovarium) besitzt. Gut zu erkennen anhand der 5 Kammern im Fruchtstand, in denen sich die Samen befinden:
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Delosperma 'Tiffendell KG' |
Die Gruppe um
D. congestum Hort. wie hier am Beispiel 'Gold Nugget' weist aber immer mindestens 6, oft auch 7 (-8) Kammern auf. Gelegentlich ist sogar eine 9. Kammer erkennbar, welche nicht voll ausgebildet ist. (Zumindest habe ich es noch nicht anders vorgefunden)
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Samenstand von Delosperma 'Gold Nugget' |
Im Frühling werden die meist leeren Fruchtkapseln von der Pflanze abgestoßen und kullern frei umher. Bei Arten der "üblichen" Delosperma-Arten ist dies nicht möglich, denn der Stiel der Kapsel ist fest mit dem Trieb verwachsen.
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Freie Fruchtkapseln von Del. basuticum [Holzbecher] - leider bei Schlechtwetter aufgenommen. |
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Delosperma Hybr. 'Rosequartz' (Jewel of Desert Serie) |
Arten aus den anderen Sortengruppen haben oft recht lange Blütenstiele, die sich nicht von der Pflanze lösen bis sie so weit verrottet sind, dass sie abbrechen.
Nun,als ich für diesen Blog recherchierte, achtete ich auch mehr auf die Früchte der verschiedenen Kultivare. Dabei fiel mir auf, das Sorten und Absaaten aus den Hybriden der" Jewels of the Desert" Serie es nicht so genau mit der Anzahl nehmen!
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Delosperma Hybr. 'Pink Ribbon' (Jewel of Desert Serie 'Garnet') |
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Delosperma Hybr. 'Pink Ribbon' (Jewel of Desert Serie 'Garnet') |
In diesem Hybridschwarm variiert die Anzahl von 5 bis 6 Kammern an ein und derselben Pflanze.
An sich kann man keine andere Wuchseigenschaften der Congestum-Gruppe bei diesen Hybriden finden. Woher diese Variabilität stammt ist mir schleierhaft. Ich schließe daraus, dass die Anzahl der Samenkammern kein sicheres Kriterium ist, die Gattung aufzuteilen.
Aber zurück zu
Delosperma congestum, bzw. das, was wir darunter verstehen: Diese Art, die mit Sorten wie 'Gold Nugget', 'White Nugget' 'Thabana', etc. in den Gärten vertreten ist, wurde von Josef NIEDERLE aus Tschechien etwa 2012 zu
Malotigena frantiskae-niederlovae Niederle gen. nov. et sp. nov. gestellt.
Veröffentlichung (Seite 35).
Weitere Ergänzungen (auf den Seiten 54 und 55).
Selbst wenn dies in Fachkreisen breite Akzeptanz finden sollte, bin ich sicher, das es sich in den Gärtnereien nicht durchsetzten wird. Wer kauft schon Pflanzen, deren Namen man nicht wirklich aussprechen kann? Darüber hinaus habe ich den Eindruck, es gibt einen Wettbewerb unter Botanikern, wer den kompliziertesten neuen Namen vergibt! Wenn ich da nur an
Delosperma seanii-hoganii denke, hätte es der Nachname alleine nicht getan um Sean Hogan zu würdigen?
Ich schweife schon wieder zu sehr aus, dies hätte ursprünglich ein kurzer Post bei den wenigen Sorten werden sollen!
Nun zu den einzelnen Sorten in dieser Gruppe:
'Gold Nugget' ist mit Sicherheit die am häufigsten anzutreffende Sorte aus dieser Gruppe, sie war es auch die als erstes in Kultur kam. Bildbelege aus dem Jahre 2000 sind mir bekannt. (Fritz Kummert)
Diese Sorte entstammt Pflanzenmaterial, das 1992 von Sean Hogan in den Drakensbergen gesammelt wurde. Benannt wurde sie dann von Timberline Gardens in Arvada als Delosperma spec. 'Gold Nugget'. (Die Gärtnerei wurde leider am 30. September 2015 geschlossen, ich hätte sie gerne einmal besucht.)
1994 sammelte Panayoti Kelaidis am Naturstandort abermals Pflanzenmaterial, welches vermutlich auch als 'Gold Nugget' in Kultur ist. Wie immer ist es fraglich, wie die Sorte nach Europa kam. Am wahrscheinlichsten ist die Einfuhr von Samen, da der Pflanzenimport recht kompliziert und teuer ist.
Entgegen meiner ersten Beobachtungen, setzt 'Gold Nugget' auch fertilen Samen an und kann sich an zusagenden Standorten selbst durch Aussaat vermehren. Die Anzahl der Sämlinge hält sich bei uns im Garten aber sehr in Grenzen!
Von einem einzelnen Klon in Kultur kann also nicht ausgegangen werden, wenngleich die Sorte, zumindest oberflächlich betrachtet, recht uniform auftritt.
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Delosperma 'Gold Nugget' |
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Delosperma 'Gold Nugget' |
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Delosperma 'Gold Nugget' |
In wie weit sich 'Gold Nugget' und die vermeintlichen, gelb blühenden D. basuticum unterscheiden, ist schwer zu sagen. Es handelt es sich dabei vermutlich größtenteils um unterschiedliche Aufsammlungen, doch wird möglicher Weise auch 'Gold Nugget' ohne die Sortenbezeichnung als diese Art kultiviert. (Die, wie schon einmal erwähnt, als Sorte von D. congestum, als auch von D. basuticum geführt wird) Unterschiedliche Klone aufgrund von Samenimport sind auch zu erwarten, obwohl die Vermehrung der Sorte in den Gärtnereien meiner Erfahrung nach grundsätzlich vegetativ erfolgt.
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Delosperma basuticum [Josef Holzbecher] |
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Fruchtkapsel von Delosperma basuticum [Josef Holzbecher] |
Das gelb blühende Delosperma basuticum, welches ich von Josef Holzbecher bezog, unterscheidet sich nur sehr geringfügig von 'Gold Nugget' Es kommt etwas früher zur Blüte.
'White Nugget' wird als als Mutation an 'Gold Nugget' angesehen. Gesichert ist dies aber nicht und es könnte sich auch um einen Sämling aus Saat von 'Gold Nugget' handeln.
Unterschiede zu den angebotenen weiß blühenden D. basuticum kann ich ebenfalls keine erkennen.
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Hellgelbe Knospen der weiß blühenden "Delosperma basuticum" |
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Weiß blühende "Delosperma basuticum" |
'White Nugget' wird als steril beschrieben, doch Samen werden an meinen Pflanzen ausgebildet. Bleibt die Frage, ob meine 'White Nugget' echt ist.
Sämlinge sind bei mir im Garten aber weder bei der einen, noch bei der anderen Pflanze je aufgetaucht. Lediglich bei der gekauften Pflanze befanden sich Sämlinge im Topf, die ich bis zur Blüte weiter kultivierte. Alle Sämlinge blühten Gelb.
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Sämling aus dem Topf einer gekauften D. basuticum von Chiristian Kreß |
Ich nehme an, dass die Samen von anderen Pflanzen in den Topf gelangten, z. B. durch das Gießen. Die Früchte der Mittagsblumen sind dafür ausgelegt, dass der Samen mit Wassertropfen aus der Kapsel springt.
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Bei Regen geöffnete Frucht einer weiß blühenden D. basuticum |
Das von mir kultivierte, weiße D. basuticum geht übrigens auf die Gärtnerei Schleipfer in Augsburg zurück, welches ich über Christian Kreß bezogen habe.
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Delosperma 'White Nugget' |
'White Nugget' wird wohl auch als Delosperma congestum 'Album' angeboten.
Ich finde weiße Blüten sehr schön, vor allem zwischen anderen, kräftigen Farben. Anfangs ist die Knospe noch hellgelb gefärbt, mit dem Öffnen der Blüte wird der Farbton immer heller, bis die Blüte - voll geöffnet - rein Weiß strahlt. Weiß verwelken dann die Blüten auch, was eben nicht der weiter oben erwähnten Delosperma congestum entspricht, die eigentlich gelb verblühen soll.
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Delosperma 'White Nugget' |
Dies ist aber nur eine von vielen Abweichungen zur Erstbeschreibung von
D. congestum!
'Thabana' wurde 2008 von Josef Holzbecher in Lesotho, am Thabana Ntlenyana, dem mit 3482m höchsten Berg der Drakensberge gesammelt.
Diese Sorte unterscheidet sich von 'Gold Nugget' vor allem durch ihre größeren Blüten.
Das graugrüne Laub dieser Sorte verfärbt sich in der Wintersonne bräunlich.
Selbst kann ich dazu noch nichts sagen, da ich keine Pflanze gesicherter Abstammung besitze.
Da sich manche Sorten doch sehr ähnlich sind, kann man nur hoffen, dass bei der Vermehrung nicht schon Verwechslungen aufgetreten sind. Andernfalls wäre ein Vergleich der Sorten im Garten hinfällig.
Delosperma congesta wurde nie gültig veröffentlicht, dennoch werden immer wieder Pflanzen unter diesem Namen angeboten. Welchen Ursprung diese Pflanzen haben ist ungewiss.
Meine Pflanze stammt von der ungarischen Gärtnerei Astrocactus.
Diese Pflanzen ein stärkeres Wachstum als andere Sorten dieses Formenkreises und keinen weißen Blütenschlund, sondern haben rein gelbe Blüten.
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Delosperma "congesta" |
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Delosperma "congesta" |
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Fruchtkapsel von Delosperma "congesta" |
'Lesotho' ist ein Problemfall, was meine Recherche der Herkunft anbelangt. Die Spur endet bei Kakteen Haage.
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'Lesotho' |
Wenn ich mir das Angebot im Webshop so ansehe, könnte es auch so sein, dass die Pflanzen ursprünglich als
Delosperma spec. mit der vagen Herkunftsangabe "Lesotho" angeboten wurden.
Möglich, dass dies als Sortenname interpretiert wurde und diese "Sorte so entstand. Das Laub wird zwar oft als bläulicher als jenes von 'Gold Nugget' beschrieben, mit viel Fantasie und Willenskraft kann man den Unterschied auch erkennen...
Es handelt sich hierbei wohl um eine Selektion von Pflanzenmaterial, das in Lesotho oder dessen Grenzregion gesammelt wurde. Im Unterschied zu Sorten aus Delosperma sp. #2 [Sani Pass], weist diese ein weißes Auge auf.
Die Höhenangabe von annähernd 11000 feed (3353 Meter) grenzt die möglichen Fundorte stark ein. In den USA gilt sie häufig als eine Sorte von Delosperma lavisiae. Je mehr ich mich mit diesen Arten beschäftige, umso mehr erscheint es mir, als ob es einen fließenden Übergang zwischen Delosperma obtusum und Del. lavisiae gibt!
Erwähnen möchte ich noch, das Hans Graf seine Pflanzen als eigene Selektion bezeichnet, was daher kommen mag, das er Samen der Sorte von Panayoti Kelaidis erhielt und daraus wohl den besten Klon selektierte.
Wie auch immer es sich mit der systematischen Eingliederung und der Benennung von Sorten verhält, dies ist keine Monografie über die Gattung Delosperma, sondern ein Versuch, die angebotenen Sorten in Gruppen einzuteilen, die für ihre Verwendung im Garten nützlich ist!
Gerhard